Samstag, 12. April 2008

Eine neue Wohnung ist wie ein neues Leben... dadadada....

Mensch, vor lauter Reisetagebuch schreiben habe ich ganz vergessen, die ultima novità aus Siena zu erwähnen: ich bin umgezogen! Der Grund, ihr werdet es euch denken können, kommt aus den Abruzzen, heißt Natalia und ist in erster Linie eines: laut. Ihre Vorliebe für laute, störende Geräusche, eine eher laxe Auffassung von Sauberkeit, gepaart mit einer unilateral kommunistischen Einstellung zur Distribution der Einkäufe ("alles, was Judith kauft, gehört allen") reicht, abgesehen von persönlichen Problemen, allemal aus, damit so ziemlich jeder schreiend und um sich schlagend das Haus verlässt, ohne über Los zu gehen und 500 Mark einzuziehen.
Aufgrund meiner mitteleuropäisch-unpathetischen Herkunft habe ich auf das Schreien und Um-mich-schlagen verzichtet; gegangen bin ich trotzdem, im Gepäck meine sieben Sachen (die irgendwie unerklärlicherweise im Lauf der letzten sieben Monate vom Inhalt eines Koffers zu zwei Koffern, drei Taschen und einem Rucksack angewachsen sind- mein Besitz expandiert wie`s Universum!) und Clara, die auch die Flucht ergriffen hat, und das, obwohl sie als Spanierin an Lärm gewöhnt sein müsste.
Praktischerweise waren im palazzo nebenan gerade zwei Zimmer frei, und die neue Wohnung verfügt über unschlagbare Vorteile:
1) eine geräuscharme, ordentliche und liebe Mitbewohnerin: Josephine aus Berlin
2) Fenster, bei denen sich nachts nicht von innen Eiskristalle bilden
3) Bad MIT Duschwanne, was bedeutet, dass nicht nach jeder Dusche die Seife in einem Binnensee ums Waschbecken rumschwimmt
4) Fernseher ist vorhanden, aber Gott sei Dank kaputt
5) Doppelbett -> ich kann nachts wieder meinen Drang, mich diagonal ins Bett zu legen, ausleben

Feine Sache also. Ansonsten gibt`s nicht viel Neues aus dem Mittelalter-Freilichtmuseum Siena; ach ja, doch: ich habe gestern eine neue Abendlokalität entdeckt!!! Siena ist ja nicht gerade für seine Diskothekendichte bekannt, deshalb war ich hocherfreut, als mir eine Kommilitonin von einer "Coroncina" genannten Disko erzählte, in der jeden Freitag Abend notte latina stattfindet, was wiederum meinen Bemühungen, im Salsatanzen über das "ich stehe meinem Tanzpartner hüftwackelnd auf den Füßen rum"- Niveau rauszukommen, entgegenkam. Also klemmte ich mir den Tanz-Jose unter den Arm und fuhr mit dem Bus in Richtung Coroncina, wobei wir feststellten, dass die ganz schön in culo al mondo liegt ("Mensch, bist du dir sicher dass da noch was kommt?! Hier sind gar keine Häuser mehr...")
Dort angekommen blafft uns die Tante hinter der Kasse mit dem den Senesen eigenen Charme entgegen: "Welche Schule?" Wir schauen uns fragend an, sie wird ungeduldig: "Von welcher Tanzschule kommt ihr??" Wieso Tanzschule, wir sind Autodidakten, außerdem ist der Mann neben mir eine Tanzschule auf zwei Beinen, also was will sie??? 20 Euro will sie in diesem Fall, 10 pro Person. Ich verabschiede mich in Gedanken von dem T-Shirt, dass ich auf dem Markt gesehen habe, und meine noch: "Also wenn da drin jetzt nicht echt der Punk abgeht bin ich sauer!" Beim Betreten des Tanzsaals stellen wir fest, dass definitiv NICHT der Punk abgeht, genauer gesagt: es geht ein einzelnes, mitt-60jähriges Ehepaar ab, und das was sie machen sieht auch nicht aus wie Salsa, sondern wie der Beitrag zum alljährlichen Maiball. Nun gut, so haben wir wenigstens viel Platz, Jose zum Tanzen, ich, um ihm dabei auf den Füßen zu stehen. Hüftwackelnd, versteht sich.
Gegen ein Uhr füllte sich der Saal dann doch noch ganz gut, und es wurde echt sehr lustig und schweißtreibend ("was heißt hier kleine Pause, wir haben 20 Euro gezahlt, jetzt tanzen wir auch!") So um drei war ich dann aber so fertig dass er Mitleid bekam und den geordneten Rückzug anregte; an diesem Punkt stellten wir fest, wie weit in culo al mondo die Coroncina wirklich liegt, das Taxi kam nämlich nicht und wir mussten laufen (um den Spaßfaktor noch zu erhöhen hatte ich natürlich hohe "wer schön sein will muss leiden"- Fußgefängnisse an). Aber um halb fünf lag ich dann endlich diagonal in meinem feinen neuen Doppelbett; und ach, eigentlich ist der "Barone Rosso" hier im Stadtzentrum doch garnicht so verkehrt... ;-)!
Dicken Kuss und bis bald- eure Judith (mit Blase am Fuß)

2 Kommentare:

Lisa hat gesagt…

Strafe muss sein :-)

joe hat gesagt…

muahahaha