Sonntag, 25. Mai 2008

Der ganz normale Wahnsinn

Ach Kinners, was soll ich euch sagen: ich weiss, ich hab schon seit einer Ewigkeit nichts mehr geschrieben, das liegt aber schlicht und einfach daran, dass das, was in letzter Zeit so an Spannendem in Siena passiert ist, sich praezise in einem Wort zusammenfassen laesst: Nichts. Also nichts ausser dem ganz normalen Wahnsinn. Es regnet (jaja, waehrend ihr euch in Spanien, Deutschland, Mexiko, weiss der Herr wo den Pelz verbrennt laufe ich noch im Wintermantel rum! Das nenne ich mal nen individuellen Sommer, nicht so Mainstream-Sonne-Strand-und-Party-Gedoens, wer braucht das schon ;-), die Bahnverbindungen funktionieren nicht, Berlusconi rui- aeh- regiert dies schoene Land und uns fallen im Bad die Fliesen auf den Kopf. Aber das macht alles garnichts; das Schoene ist naemlich, dass man, je laenger man in so einem Land lebt, eine immer groessere Gelassenheit und indifferenz gegenueber den damit verbundenen Unbilden entwickelt. Das Bad ist ein einziger Schutthaufen, aber der Maurer kommt erst morgen, oder vielleicht auch uebermorgen, oder evtl. naechste Woche, wenn ueberhaupt? Das einzige, was die Vermieterin dazu sagt, ist "Kinder, hebt mir bloss die heil gebliebenen Fliesen auf, die kann man wiederverwenden!"? Na gut, trinken wir einen Kaffee und vermeiden die exzessive Nutzung des Badezimmers. Duschen muss ja auch nicht dauernd sein, regnet ja eh staendig.
Wirklich, Italien ist besser als jeder Yogakurs! Meiner macht uebrigens immernoch grossen Spass, auch wenn ich zugegebenermassen immer noch etwas angestrengt aussehe wenn ich die Knie irgendwo an den Ohren habe. Fuehle mich aber trotzdem schon gelenkiger und vor allem gaaanz entspannt (in Deutschland haette ich wohl schon nen Tobsuchtsanfall bekommen und Maurer sowie Vermieterin verklagt ;-)!
Ansonsten bin ich grad dabei eine Hausarbeit in italienischer Literatur zu schreiben; es geht um Franco Fortini, einen zeitgenoessischen Dichter, der- welch Ueberraschung!- Kommunist war und ueber Freiheit, Friede und Partisanen in den Bergen schreibt. Zieht sich irgendwie wie ein roter Faden durch mein Erasmusjahr, diese Thematik ;-)!
Gestern habe ich dann mal mit Clara und Elisa den neuen Szeneclub Sienas (allein die Bezeichnung duerfte bei allen, die Siena kennen, Lachtraenen hervorrufen) getestet; nun gut. Aufgemotzte Senesen, die tun als wuerden sie in einer Metropole leben, in Kombination mit Loungeatmosphaere, "Szenecocktails" und sphaerisch-experimenteller "Szene"-Musik- ach nee, da geh ich doch lieber wieder ins altbekannt-versifft-revolutionaere Corte, da weiss man was man hat!
So, jetzt seid ihr mal wieder ein bisschen informiert ueber die Weltneuheiten aus Siena; und ich
geh jetzt mal zum Conad, bisschen Schlange stehen- ganz entspannt natuerlich ;-)!
Un saluto, eure Judith- in mezzo al caos di ogni giorno ;-)