Sonntag, 27. Januar 2008

Carnevale in Toscana

Oh ihr lieben ungeduldig Wartenden, entschuldigt den Informationsverzug, war am Feiern ;-)! Ich bin noch am selben Tag drangekommen (Wunder gibt es immer wieder...) und habe bestanden!!! Mit 28/30 Punkten, jawoll! Und hiermit habe ich hochoffiziell "schon" nach vier Monaten meine ersten Credit Points bekommen (ich hoffe die vom akademischen Auslandsamt lesen das hier ;-)! Naja und das habe ich dann mit den Maedels zum Anlass genommen, das Wochenende mit diversen Feiern und Ausfluegen zu verbringen, man muss sich ja ein bisschen selbst belohnen, nicht wahr.
Gestern war ja sowieso unser allwoechentlicher Ausflugstag; diese Woche im Butterfahrten-Programm: Lucca, Stadt der Kinder, Hunde und Gruenanlagen. Unglaublich, wir haben an diesem Tag in einer Stunde mehr Kinder gesehen als in Siena in all den Monaten zusammen! Und alle in so putzige Karnevalskostueme gepackt- dauernd laufen einem rosa Hasen ueber den Weg! Aber auch in Siena auf der Piazza del Campo wimmelt es momentan nur so von Prinzessinen, Piraten und allerlei Getier ("Oh, guck mal, was fuer ein suesser kleiner Tiger! und da, ein Baerchen! Oh, eine Taube! Ach nee, die war echt...") Die Italiener sind echt faschingsbesessen, im krassen Gegensatz zu mir, die ich beim Anblick von Luftschlangen, Konfetti und Buettenrednern roten Ausschlag bekomme. Also fuer Kinder ist das echt ok, aber sobald ausgewachsene Menschen mit Teufelshoernern auf dem Kopf Polonaise tanzen brennt bei mir ne Sicherung durch, im Ernst!
Nun aber zurueck zu Lucca. Obwohl wir alle etwas kaputt waren von der Geburtstagsfeier von Santi, Julias Mitbewohner (kleine gemuetliche Feier im engen Freundeskreis, will heissen: 150 Spanier) machten wir (Clara, Julia, Lisa, Steffi, Christina, Claudio und ich) uns morgens auf, um romanische Kirchen und die oben erwaehnten karnevalesken Auswuechse zu besichtigen. Sonnenschein und gefuehlte 20 Grad schlagen Kater und Muedigkeit ;-)! Und das Tolle war dass Lucca, im Gegensatz zu Siena, ueber enorm viel Gruen verfuegt, also haben wir einen richtig schoenen fruehlingshaften Spaziergang um die Stadt rum gemacht, umgeben von Joggern, Radfahrern, Inline-Skatern, anderen Sportfanatikern und rosa Karnevalshasen. Auf einem Buecherflohmarkt haben wir uns dann noch mit literarischen Raritaeten eingedeckt (Bridget Jones auf Italienisch, Zingarelli-Ausgabe aus den 20ern etc.; ich habe dann die Butterfahrtengruppe damit unterhalten dass ich meinen Neuerwerb, einen Roman von Pirandello, an allen moeglichen und unmoeglichen Stellen in und um Lucca vergessen habe; aber das koennt ihr ja in Lisas Blog lesen ;-)! An dieser Stelle nur noch mal ein herzliches Dankeschoen an meine aufmerksamen Mitreisenden!)
Abends haben wir dann in Siena voellig erschoepft und ausgehungert die Mensa gestuermt (wo ich, zur Ueberraschung aller, meinen Pirandello habe liegen lassen...), und Clara hat ihren ersten vollstaendigen Satz auf Deutsch gelernt: "Tut mir leid- ich bin total kaputt!"
So, ich geh jetzt gleich noch eine Runde meinen Tanz-Jose belaestigen, der sich in den Kopf gesetzt hat, mich Salsa-Wettbewerbs-reif zu machen (armer Irrer- er weiss nicht was er sich antut...) und dann ruhe ich mich erstmal ein bisschen aus.
Ich umarme euch alle, und danke fuer eure rege Anteilnahme an meiner Pruefungspanik ;-)! Eure Judith

Mittwoch, 23. Januar 2008

Auf heißen Kohlen

Liebe Freunde, die Lage ist ernst. Ich habe in einer Stunde (obwohl, so genau kann man das ja nicht sagen hier in Italien...) eine mündliche Prüfung (die, die mich schon mal vor mündlichen Prüfungen aushalten durften, wissen was das bedeutet...) und sitze folglich auf heißen Kohlen, die vom italienischen Prüfungssystem noch zusätzlich geschürt werden. denn die Prüfung hätte eigentlich schon um 11 sein sollen, aber dann ist der Dozentin eingefallen dass sie ja auch noch Sprechstunde hat (völlig überraschend, sowas aber auch! Sprechstunden kommen echt wie Naturkatastrophen, total unvorhersehbar! tsts!) und außerdem um zwölf eine Versammlung (auch diese vermutlich völlig aus dem Nichts heraus), aber weißt du was Judith, geh doch einfach was essen, entspann dich ein bißchen (mein Stichwort... ;-) und dann kommst du einfach um halb drei nochmal ja??? Toll. Ich perle Schweiß, ich schwitze Perlen, und ich bin alles, nur nicht entspannt. Hätte ich nur am Montag besser aufgepasst und mir wenigstens dieses Mantra gemerkt, dieses Om Namaya Shivaya- Dings... da könnt ich jetzt ein bißchen meditieren, so in der Fußgängerzone...
Wir haben übrigens am Montag im Yoga Kopfstand gemacht; das heißt, die Lehrerin und Carlos haben Kopfstand gemacht, wir Mädels sind der Reihe nach umgefallen. War witzig, besonders für die die NICHT umgefallen sind. Ihr merkt schon, dieser Yogakurs nimmt die American Pie-Ferienlager-Dimension an: "Und wieder ein anderes Mal... im Yogakurs...." ;-)!
Also meine Lieben, ich geh mal weitersterben... wie wird das nur ausgehen? Wird die kleine Deutsche es schaffen die Dozentin trotz spärlichen Halbwissens von ihrer Kompetenz zu überzeugen? Werden ihr die richtigen Worte auf Italienisch einfallen? und vor allem: wird sie überhaupt heute, morgen oder in diesem Leben noch drankommen??? Fragen über Fragen, dies alles im nächsten Blogeintrag ;-)!
tanti baci von eurer Stresserin

Donnerstag, 17. Januar 2008

"Ich umarme mein inneres Selbst"

Namasté, liebe Freunde, und ein herzliches oooooommmmm...... aus Siena!
Am Montag hat ja, wie bereits lang und breit angekündigt, mein Yogakurs im Alternativ-Kreativ-Freizeithaus Corte dei Miracoli angefangen. Also hab ich mir mal ne Wolldecke unter den Arm geklemmt und bin da hin, ehrlich gesagt mit nicht allzu viel Ahnung, was da auf mich zukommt (und das trotz Yogalehrerinnen-Mama, Asche auf mein Haupt...)
Die insegnante hat gleich einen sehr positiven Eindruck gemacht: sehr jung, sehr dynamisch und mit ungeheuer beweglichen Gliedmaßen (im krassen Gegensatz zu meinen, die bei der geringsten Dehnung krachen wie bei einer 80jährigen). Sie begrüßte mich auch sehr freundlich mit "Hallo, Judith, schön dass du da bist; Mensch, hast du aber ne Skoliose!"
Außer mir befanden sich in dem Kurs noch genau zwei andere Kursteilnehmerinnen im Alter von etwa Ende 30, eine davon enorm entspannungsbedürftig, da sie kurz vor dem Kurs fast an einer Bohne erstickt wäre, diese dann aber Gott sei Dank ausgespuckt und durchs halbe Restaurant gehustet hat, weshalb sie es, laut eigener Aussage, eigentlich bevorzugt hätte vor lauter Peinlichkeit tatsächlich gestorben zu sein ("Cristina, warum war dir in diesem Moment die Meinung der anderen Menschen so wichtig?")
In diesem Sinne beginnen wir die Stunde unter dem Motto "Ich umarme mein inneres Selbst und schere mich nicht drum, was andere denken. Namasté und willkommen". ich versuche verzweifelt, das Begrüßungsmantra mitzusingen, tue mir aber mit dem Sanskrit noch etwas schwer ("om nama shivaya haya hata hab...hab..." was????) naja, wird ja jede Stunde wiederholt, in ein paar Wochen hab ich`s sicher drauf.
Dann fangen wir mit gaaaanz einfachen Sachen an (das geht ja schon los mit dem gerade Hinstellen, selbst das ist garnicht so einfach wie sich`s anhört, sag ich euch! Vor allem mit ner Skoliose!) und gehen über zu etwas anspruchsvolleren Übungen, die sich ein bißchen schwierig gestalten, weil mir das nötige Fachvokabular noch etwas abgeht (leider entzogen sich Wörter wie "unterer Beckenboden", "Halswirbelsäule" und "Kniescheibe" bislang meinem Italienischwortschatz). Also schiele ich halt immer wieder mal zwischen den maximal durchgedrückten, trotzdem sanft gebeugten und total locker gelassenen Kniescheiben durch um zu schauen wie die anderen das so machen ("Judith, wie geht es dir? Du siehst etwas angespannt aus!")
Zum Schluss entspannen wir uns noch etwas und bedanken uns drei mal bei unserem inneren Selbst. Ich bin zwar etwas erschöpft, aber dafür auch sehr entspannt und ausgeglichen. Es irritiert bzw. beängstigt mich nur ein bißchen, als die Lehrerin zum Abschluss der zwei Stunden meinte: "Ja Mädels, heut haben wir ja fast nichts geschafft; naja, zur Einstimmung für Judith war das bestimmt ganz gut, und nächste Woche geht es dann richtig los!" Ja wie, dann geht`s richtig los?! Da legen wir dann die Kniescheiben ganz entspannt auf der Halswirbelsäule ab, oder was?!? bin mal gespannt. Hatte auf jeden Fall danach einen irren Muskelkater; heute ist der erste Tag an dem ich wieder einigermaßen normal Arme und Beine bewegen kann.
Und da soll nochmal einer sagen, innere Ausgeglichenheit zu finden sei einfach! Harte Arbeit ist das, sag ich euch, harte Arbeit!!!
Es umarmt euch eure muskelverkaterte Judith

Donnerstag, 10. Januar 2008

Die Ruhe vor dem Sturm

so, meine erste Woche back to chaos ist schon fast vergangen; arg viel zu erzählen gibt es momentan noch nicht, außer dass ich mit der schockierenden Tatsache konfrontiert wurde dass ich in weniger als zwei Wochen schon mündliche Prüfungen habe und dass die Stadt aufgrund der urlaubsbedingten Abwesenheit der Spanier einer Geisterstadt ähnelt. Keine meterlangen Schlangen in der Mensa, kein dichtes Gedränge in der Studentenkneipe "Incontro", ausgestorbene Gassen, eine gähnend leere Piazza- man merkt tatsächlich dass mit den 250 Erasmusspaniern etwa 1/4 der Stadtbevölkerung verschwunden ist ;-)!
Naja, morgen kommt meine neue Mitbewohnerin und Lieblings-Andalusierin Clara nach Hause, und eh man sich versieht ist Siena wieder laut, chaotisch und spanisch.
Bis dahin genießen die anderen Mädels und ich grad ruhige Kochabende, gemütliche Teestündchen und Spaziergänge, alles, was zur inneren Ruhe und Ausgeglichenheit beiträgt, die überall außerhalb der Via del Pignattello 27 zu finden ist.
Denn da geht schon wieder der Punk ab. Prüfungszeit für mich bedeutet nämlich Prüfungszeit allgemein und somit auch Prüfungszeit für Natalia. Und das wiederum bedeutet nur eins: Chaos. Im Moment befindet sie sich noch in der latenten ->Verleugnungsphase, die; Phase des nicht-wahrhaben-Wollens einer belastenden Situation: "was? Prüfungen? DEMNÄCHST?! kann nicht sein.", gefolgt von einer Staffel "Tempesta d`amore" und der langsam eintretenden -> Erkenntnisphase, die; Phase des sich-Bewusstwerdens einer bestehenden Problematik: "Hm, in zehn Tagen ist ja schon die Prüfung; oh Gott, vielleicht sollte ich mir mal die Bücher bestellen!" Diese geht über in eine lange Phase der panischen -> Übersprungshandlung, die; das Verfallen in blinden Aktionismus zum Ablenken von tatsächlichen Gegebenheiten: "Ich kann jetzt grad nicht Lernen... ich muss mich entspannen und außerdem kommt grad Dr.House... Mensch wie sieht denn eigentlich die Küche aus, die wollte ich ja schon längst mal streichen!" Selten kann es zwischen den einzelnen Phasen auch zu sogenannter -> Produktivität, die; Phase des sich-Auseinandersetzens und Reagierens auf ein bestehendes Problem: "Buch ist da, ich schau mal rein" kommen. Aber, wie gesagt, eher selten. Einen Abend vor der Prüfung kulminiert diese psychologische Fallstudie dann in der Phase der absoluten ->Panik, die; diese zeichnet sich aus durch kopfloses Blättern in zehn verschiedenen Büchern gleichzeitig mit anschließender Resignation und/oder Ohnmacht. Das eigentlich witzige bzw. tragische an der Sache ist dann aber, dass sie die Prüfung letztenendes meist mit 28 Punkten (von 30!) besteht UND SICH ÜBER DAS SCHLECHTE ERGEBNIS AUCHNOCH BESCHWERT.
Nun gut, das alles nur zur Illustration des Dramas in vier Akten, das mich in den folgenden Tagen zu Hause vermutlich erwarten wird. Gott sei Dank fängt am Montag mein Yogakurs an.
die liebsten Grüße von eurer entspannten Judith

Sonntag, 6. Januar 2008

Judith bentornata

So meine Liebsten zu Hause, der erste Eintrag im neuen Jahr, live aus Siena! bin gut zurueckgekommen, die Trenitalia hat es sogar erstaunlich zuverlaessig mit einer Verspaetung von unter einer Stunde geschafft! Zwar nur knapp drunter, aber immerhin, das neue Jahr laesst hoffen!
Mein neues Jahr steht uebrigens unter dem Motto "Die Romleins entspannen sich". Mein Kontrollteufel und ich, wir werden einen Yogakurs machen, mit allem drum und dran, ihr werdet uns nicht wiedererkennen im Sommer! Ich werde entspannt, ausgeglichen und in meiner Mitte sein wie ein laechelnder Buddha (dank Pizza und Pasta ist es auch nicht unwahrscheinlich dass ich den entsprechenden Koerperumfang gleich mit annehme, quasi proportional zur inneren Ausgeglichenheit ;-)! Und nichts und niemand wird mich mehr aus der Ruhe bringen, ich bin auf dem besten Weg.... wieso funktionieren eigentlich bei diesem Computer di merda die Umlaute schon wieder nicht.... was soll denn das.... kaum ist man mal drei Wochen weg klappt hier garnix mehr.... ICH SCHMEISS DAS DING AN DIE WAND... aaahhhh!!!!

Ihr seht, ich habe einen langen Weg vor mir.

Aber dieser Blogeintrag dient eigentlich weniger dazu, euch meine guten Vorsaetze fuers neue Jahr naeherzubringen, sondern vielmehr dazu, euch nochmal DANKE zu sagen fuer die tolle Zeit die ich daheim hatte! Ihr seid die Besten und es ist unglaublich schoen zu wissen dass es auf der Welt einen Ort gibt an dem man sich immer, immer zu Hause fuehlt und wo die beste Mama, der beste Papa, die beste Schwester und die tollsten Freunde die es gibt auf einen warten!
Lieb euch alle!

So, genug der Sentimentalitaeten, wenden wir uns den bodenstaendigen Dingen des Lebens zu: ist heute, am Fest der Befana, die Mensa geoeffnet?!? wenn nicht wird hier gleich ein gaaanz ausgeglichener, in sich ruhender Mensch friedlich laechelnd DIE BLOEDE TUER AUFBRECHEN UND GEWALTSAM PASTA EINFORDERN!!!! Bin am VERHUNGERN!!!

Also meine Lieben, ich geh dann mal los; fuehlt euch geknuddelt von eurer Judith, die, auch 1000 km entfernt, ganz nah bei euch ist. baci