Dienstag, 27. November 2007

Old McDonald had a farm....

Siena ist toll. Ich habe nur manchmal das- eindeutig beklemmende- Gefühl, dass die Stadt nur aus Mauern besteht. Und ich brauche einfach ab und zu Berge und Natur- ich glaube, ich hatte das schon mal erwähnt.
Da der Abruzzi Nationalpark über beides in ausreichendem Maße verfügt, kam mir am Wochenende die Idee, mal wieder auf dem Ökobauernhof vorbeizuschauen, auf dem ich letztes Jahr gearbeitet habe.
Dieser befindet sich 3 Auto- und 8 Trenitalia-Stunden von Siena entfernt in den Bergen an der Grenze von Latium und den Abruzzen, ein kleines Paradies, bestehend aus frischer Luft, Feldern und diversem Viehzeug.
Als ich ankam, befanden sich dort des weiteren 5 Gäste aus Kanada und 3 volunteers, eine aus England und zwei aus Amerika. Zur großen Freude meines Magens wollten die Kanadier gerade unter Beweis stellen dass sie der gehobenen Küche fähig sind- Gott sei Dank hatten sie vorher den Kochkurs bei Maria, der Dame des Hauses, gemacht, sodass das Ergebnis eindeutig positiv ausfiel: gefüllte Paprika und Alukartoffeln. Hmmm!
Danach sind wir erstmal losgezogen in die Berge- endlich! Ich bin ein Berggipfel-Junkie, nichts verleiht mir ein vergleichbares Hochgefühl, außer vielleicht selbstgemachte Pasta!
Den Abend habe ich gemütlich im Wohnzimmer vor dem Kamin verbracht, pseudoeifrig mit Unibuch auf dem Schoß, tatsächlich aber eher mit dem Rösten von Maroni im Feuer beschäftigt. Mit Amerikanerinnen im Rücken kann man eh nicht gescheit lernen, weil die immer jede Aktion ihrer Außenwelt lautstark und mit vor Begeisterung überkieksender Stimme kommentieren: "Oh dear, the chestnuts look WONDERFUL!", "What a LOVELY apron, Maria!", "The dinner was simply DELICIOUS!!!!" - ich hatte schon Angst dass sie vor lauter Superlativen eine TERRIBLE heart attack erleiden! Aber goldig waren sie trotzdem, wirklich.
Deshalb hab ich mich auch echt gefreut dass sie mitgekommen sind zum nächsten Ausflug, besser gesagt, zu einem MOST EXCITING adventure: ein Ausritt! Ich uff`m Gaul, das gab`s noch nie! Sobald Hannah mir die Fotos geschickt hat stell ich sie hier rein! Also auf alle Fälle sind wir, das sind Hannah (die Engländerin), Vanessa und Sophia (die Amerikanerinnen), ein Mädel vom Pferdehof und ich frühmorgens losgeritten. Hat auch erstmal erstaunlich gut geklappt- bis wir an einen Fluss kamen. Die anderen Pferde sind da auch ohne zu meckern zielstrebig durchmarschiert, nur meins nicht. Blieb entspannt am Ufer stehen und hat erstmal angefangen zu fressen.
Ich: "Ähem.... könntest du wohl bitte weitergehen?"
Pferd: frisst.
Ich: "Do you speak English?"
Pferd: keine Reaktion.
Ich: "Forza, muoviti!!!"
Pferd: frisst weiter.
An diesem Punkt weist mich das Mädchen vom Reiterhof, das sich am jenseitigen Ufer schlapplacht, freundlicherweise darauf hin dass ich dem Tier sachte, aber bestimmt die Füße gegen die Seite hauen soll damit es sich bewegt. Danke auch, hätte sie ja mal was früher sagen können!
Nur, dass das Pferd das wohl irgendwie als allgemeine Aufforderung zum Austicken aufgefasst hat, denn auf einmal erwacht es aus seiner Ufermeditation, prescht durchs Wasser und hat es von diesem Zeitpunkt ab plötzlich insgesamt sehr eilig. Aber mithilfe von sanftem Rupfen am Zügel und gutem Zureden meinerseits (wir, das Pferd und ich, haben uns auf Italienisch geeinigt) kriegt es sich wieder ein und trottet brav mit mir auf (!) dem Rücken wieder zurück. Ich bin begeistert vom Ausritt- what an AMAZING experience!
Nach einem abschließenden Bergausflug heißt es Abschied nehmen von unserer kleinen Farm- ich habe Muskelkater, fühle mich aber ausgeglichen und luschtig wie ein Schneekönig und bin bereit für die Rückkehr in mein senesisches Mauerlabyrinth. Akku wieder geladen.
Den geladenen Akku habe ich dann aber gestern Abend schon wieder teilweise entladen, und zwar beim (geglückten) Versuch, gegen die Wochenanfangsdepression in einer Salsabar anzutanzen. Clara und José, seines Zeichens begnadeter Salsatänzer, waren mit von der Partie, aber die mussten ja auch nicht heute Morgen um halb acht raus weil sie Uni hatten... ich hingegen schon, und so fand ich mich um neun vor einer verschlossenen Tür wieder, an der ein Zettel hing der uns davon in Kenntnis setzte dass der Kurs erst um zehn anfängt. Da kommt Freude auf im verpennten Studentenhirn! Und das beste kommt erst noch: der Grund hierfür war nicht etwa ein guter, wie etwa: Dozent muss Vortrag halten, oder auch: Dozent muss dringend eine Sprechstunde zwischenschalten, NEIN, der Grund war einfach nur, wie uns der Dozent dann mitteilte, dass er es nicht schafft so früh aufzustehen!!!! Ach was, na da kenn ich noch jemanden!!!! Manchmal ist Italien echt witzig....
ich geh jetzt mal lernen. Hab am Donnerstag wieder eine Prüfung. Hm, vielleicht leg ich mich auch erst noch mal kurz hin... nur ein halbes Stündchen.... ;-)
es umarmt euch eure verpennte Judith

Mittwoch, 21. November 2007

Jenseits der Stille

Jaaa, ich weiss, die böse, böse Judith hat sich mehr als vier Tage nicht gemeldet um Rechenschaft über ihr buntes Treiben abzugeben, Asche auf mein Haupt!
Aber ich habe etwas zu meiner Verteidigung vorzubringen, und zwar: Perugia war schuld. (An allem was in meinem Leben fortan schief läuft wird notwendigerweise Perugia die Schuld tragen ;-). Nein im Ernst, bei unserem Kamikaze-Trip im Regen letzten Mittwoch habe ich mich erkältet und deshalb die letzten Tage mehr oder weniger schachmatt im Bett verbracht- ich im Stand-by-Modus, das gibt's nicht oft ;-)! Und eine leichte Erkältung kann sich durchaus hinziehen, wenn man a) undichte Fenster und b) geräuschkulissenmässig wenig dezente Mitbewohnerinnen hat. Man könnte meinen sie jetzt, in der Prüfungsphase, etwas ruhiger und in Bücher vertieft vorzufinden, aber nein, unter 120 Dezibel geht bei uns einfach nichts, nicht mal Lernen. Die Geheimnisse der Antropologie der indoeuropäischen Völker erschliessen sich Natalia nur unter konstanter U2-Beschallung und/oder (meistens und) Hintergrunduntermalung mittels "Tempesta d'amore" (ja, richtig, "Sturm der Liebe" auf Canale 5) und "Uomini e donne" (Kuppelshow mit dem intellektuellen Anspruch einer Bildzeitung, wenn überhaupt).
Ich versuche, mich zu entspannen. Eine Tasse Tee, Südostasien-Flötenmusik-CD von Giacomo rein. Hilft nix, Bono ist lauter.
Juli telefoniert, Laura von Fürstenhoff schmeisst sich lautstark in die Arme des Hotelerben Florian, der sich aber momentan beziehungsunfähig fühlt wegen der Grosscousine mütterlicherseits, die sein Herz gebrochen hat (flenn..), die Waschmaschine läuft, die Mikrowelle piept, ich fahre aus der Haut. Aber ganz leise und dezent, ich bin ja Deutsche. Wie weit jenseits der Stille kann man eigentlich sein?!? Die Einzige in diesem Haus, die nicht nonstop Geräusche produzieren muss, ist Shima, Perle des Orients, die immer nur friedlich lächelnd wie ein kleiner Buddha in der Küche anzutreffen ist. Ich liebe Japaner.
Trotz der manchmal etwas widrigen Umstände a casa nostra gibt der Kontrollteufel in meinem lärmgeschädigten Hirn keine Ruhe bzgl. der bevorstehenden Prüfung in amerikanischer Literatur- er zwingt mich, meine Bücher in die Hand zu nehmen, sie bunt anzumarkern, mit Post-its zu versehen und Randnotizen zu machen. Ich kann nichts dagegen tun, er ist stärker als ich.
Gestern früh dann bewege ich mich, noch etwas matschig in der Birne aber ansonsten wieder wohlauf, Richtung Nervenheilanstalt San Niccoló, um die Prüfung hinter mich zu bringen. War nicht so wild, und Signora Balestra liess uns sogar die angemarkerte, mit Post-its zugepappte Primärliteratur verwenden. habe ich eigentlich schon mal von Signora Balestra erzählt? Ich verehre sie. Wäre ich männlich und um die sechzig, ich könnte ihr nicht widerstehen. Die Kerle in unserem Kurs geben sich ihr gegenüber betont unbeeindruckt, aber ich bin überzeugt davon dass die nachts so Mrs-Robinson-mässig von ihr träumen. Che donna!
Bevor ich nach der Prüfung nach Hause gegangen bin (nach Auffüllung der Energiereserven mithilfe von cornetti alla crema und Mensa-pasta) habe ich übrigens noch eine feine Anschaffung im 99-Cent-Laden meines Vertrauens getätigt: Ohrenstöpsel ;-)! Also falls mich in nächster Zeit jemand anrufen will: lang durchklingeln lassen, es könnte sein, dass ich gerade mit gelben Pfropfen im Ohr die Stille geniesse ;-)!
Also dann, bis bald und in Liebe- eure Judith
PS: habt ihr was bemerkt?! dieser Blogeintrag beinhaltet Umlaute!!!! Das liegt daran dass ich gerade bei Clara, la piccola bomba spagnola, sitze, Tee trinke und mich freue dass ihr Laptop der Umlaute fähig und ihre Wohnung so ruhig ist.

Donnerstag, 15. November 2007

Wat?!? Was wollt IHR denn???

Ich habe gestern etwas gelernt. Zwar mal wieder nix fuer die Uni (Pruefungen naechste Woche, aber was soll's, Zeit ist relativ und ich weiss eh dass ich nichts weiss), dafuer aber was fuer's Leben.
Man sollte auf seine innere Stimme hoeren.
Und die meine schrie gestern morgen, als um halb 7 der Wecker klingelte weil Lisa, Julia und ich einen Ausflug nach Perugia machen wollten, entsetzt auf : "Bist du des Wahnsinns?! Es regnet, du bist gestern erst um halb 2 vom Spanier-Haus-Gelage heimgekommen und ueberhaupt! Bleib im Bett und halt den Rand!" Aber ich hab sie abgewuergt, bloederweise. Bin unter unsere vor sich hin troepfelnde Dusche geschwankt, hab meine super wasserdichten Goretex-Anti-Rutsch-Anti-nasse Fuesse-Anti-Erkaeltungs-Winterstiefel angezogen und bin mit den Maedels losgezogen. Da ging der Mist ja schon los: anstatt dass der Kaschper im Reisebuero, in dem ich am Tag zuvor die Tickets gekauft habe, mich mal freundlich darauf hinweist dass da ein Bus in 1 1/2 Stunden direkt nach Perugia faehrt, verkauft er mir lieber Tickets fuer eine Odyssee durch halb Mittelitalien mit drei Mal umsteigen, 3 1/2 Stunden insgesamt. Grande. Da kommt Freude auf.
Schon als wir in Perugia sind merke ich, dass meine 1a-Winterstiefel anscheinend alles abhalten ausser Naesse und Kaelte. 3*-Tiefkuehl-Fuesse.
Was soll's, wir stapfen los- Perugia ist unter anderen Umstaenden sicherlich schoen, aber in diesem Moment kann ich die Stadt aus drei Gruenden nicht richtig geniessen:
1) Es regnet.
2) daraus folgt: ich bin patschnass
3) letzte Woche wurde hier eine Erasmus-Studentin von ihren Mitbewohnern gekoepft.
Dies alles traegt dazu bei, dass die Atmosphaere zwar feucht, aber nicht froehlich ist. Der Dom ist uebrigens geschlossen, ebenso wie die Mehrheit der Pizzerien. In einer der wenigen geoeffneten druecken wir uns dann erstmal eine Pizza rein, munter vor uns hin kondensierend. Und wir entschliessen, den naechsten Zug zurueck zu nehmen. Die Zeit bis dahin vertreiben wir uns lesenderweise in einer Buchhandlung (dazu muss man auch zwingend nach Perugia fahren, gell) und kaufen dann Tickets fuer den Bus zurueck zum Bahnhof. Ich betone: WIR KAUFEN TICKETS FUER DEN BUS!!! Und Julia stempelt sie auch ab. Was nicht abstempelt, ist dieser verdammte Aparillo. Das bemerken aber leider nicht wir, sondern die Kontrolleure, die am Bahnhof zusteigen. Und die erweisen sich als wenig flexibel im Umgang mit technik-inkompatiblen deutschen Erasmusstudentinnen ("Also ihr seid doch erwachsen, ihr habt doch solche Apparate auch in Siena, ihr seid doch laureati!") Das Ende vom Lied ist, dass sie uns zum Bankautomaten eskortieren, wo wir ihnen 90 Euro geben, mit denen sie sich dann wohl nen schoenen Nachmittag gemacht haben. 90 Euro! In Worten: NEUNZIG!!! Das sind:
- 90 Kaffee in der Bar
- 45 mal Essen in der Mensa
- ein Paar wasserdichte (!) Stiefel
- 10 Buecher fuer die Uni (nicht dass ich sie lesen wuerde, aber immer noch besser als das Geld dem italienischen Beamtenapparat in den gierigen Rachen zu schmeissen)
Verdammt. Meine innere Stimme lacht mich aus. Lauthals.
Aber die Maedels und ich beschliessen nach mehreren ungehaltenen Fluchtiraden, es mit (Galgen)humor zu nehmen.
Abends krieche ich erschlagen und mit zu Eiszapfen erstarrten Fuessen und Haenden unter die Decke und habe sogar zwei Dinge gelernt:
1) Hoer gefaelligst auf deine innere Stimme
2) Nie wieder Perugia!
Es winkt euch liebevoll
das eiskalte Haendchen

Sonntag, 11. November 2007

I hate Sundays...

Halli hallo an alle Blogleser, ich bin's schon wieder, und zwar um von gestern abend zu erzaehlen! Eigentlich war ich vom Exzess des vorherigen Abends noch so gezeichnet dass ich daheim bleiben wollte, aber das Gorny hat mich ueberredet, mit zum samstaeglichen Konzert im Corte dei miracoli zu kommen. also haben wir uns um zehn auf den Weg gemacht, Natalia, Shima, Lisa, Clara und ich. Dort haben wir dann noch die Chaos-WG getroffen, sodass wir doch ein recht grosser Haufen Leuts waren. Kurz ein paar Worte zur Erklaerung: der/die/das Corte dei miracoli (weiss echt nicht welchen Artikel das Ding im Deutschen hat, sorry) ist so ein Alternativ-AKW-Schuppen neben unserer Nervenheilanstalt, wo man sich unter der Woche voellig unkonventionell, unkommerziell und umweltvertraeglich mit so feinen Sachen wie Tantra-Yoga, Bauchtanz und Tai-Chi beschaeftigen kann und jeden Samstag zu Konzerte von -wer haette das gedacht- unkommerziellen italienischen Newcomer-Underground-was weiss ich was fuer- Bands gehen kann. Die Gruppe diesmal nannte sich Appaloosa (oder so aehnlich; ist bestimmt eine Abkuerzung, die fuer linke Tendenzen und Umweltschutz steht) und der Musikstil laesst sich am ehesten beschreiben mit "psychedelisch-experimenteller Hardcore Punkie mit Funk-und Elektro-Elementen", zu deutsch: Krach. Aus unerfindlichen Gruenden sind aber Natalia, Shima und Clara, die kleine spanische Energie-Bombe, dermassen auf diese akustische Umweltverschmutzung abgegangen dass es letztenendes doch sehr lustig war.
Und heute Morgen dann das absolute Kontra-Programm: Natalia und ich, noch wenige stunden zuvor entfesselt auf der Tanzflaeche anzutreffen, gehen in den Gottesdienst. Fuer Leute, die mich besser kennen, mag dies befremdlich wirken, aber ich bin ja hier um die italienische Kultur kennenzulernen, und was ist davon ein groesserer Bestandteil als der Katholizismus?!
Ich habe festgestellt, dass der Gottesdienst hier genauso ist wie bei uns, nur dass es extra Fuerbitten fuer den italienischen Staat gibt, auf dass er nie seine katholischen Wurzeln verleugne. Fand ich witzig.
So, soviel also zum gestrigen Abend und heutigen Morgen; ich geh jetzt putzen. Ich hasse Sonntage. Da ist immer alles langweilig und nix ist los und das Essen in der Mensa schmeckt als waer es noch von der vorherigen Woche uebrig. Ist euch das auch schonmal aufgefallen?
Das naechste Mal stell ich uebrigens mal wieder ein paar (mittlerweile total veraltete) Fotos in den Blog, hab nur grad keine Lust mich mit dem Computer ernsthaft diesbezueglich auseinanderzusetzen. Und ausserdem ist Sonntag.
Es umarmt euch
Eure Judith

Donnerstag, 1. November 2007

Cross-cultural impressions II

So, bin endlich mal wieder zu meinem Internet-Inder gekommen um euch auf den neuesten Stand zu bringen!
Als ich am Schluss meines letzten Blogeintrags bemerkt habe ich wuerde jetzt endlich schlafen gehen, befand ich mich am Bahnhof von Florenz und habe mich kurz darauf in ein irre komfortables Nachtwagenabteil der Trenitalia zurueckgezogen.
Denn als die vorbildliche Freundin (die ich ja meistens tatsaechlich bin) habe ich natuerlich keine Kosten und unbequeme Sitzplaetze gescheut und bin zum Geburtstag meiner besseren Haelfte (die er ja meistens tatsaechlich ist) nach Wien gefahren. Kinder, ich sage euch: wenn man nach 14 Stunden Nachtwagen-Erfahrung endlich ankommt fuehlt sich der Ruecken an als haette er die Form des Sitzes angenommen!
Aber der unglaeubige Blick meiner (verkaterten) besseren Haelfte beim Anblick meiner ploetzlich im Zimmer stehenden Wenigkeit hat mich dafuer entschaedigt!
Den Tag haben wir dann leicht uebernaechtigt mit den Feierlichkeiten anlaesslich des oesterreichischen Nationalfeiertags verbracht (was genau da gefeiert wird konnte mir noch nicht zufriedenstellend beantwortet werden- Abzug des letzten Oesi-Soldaten nach dem Krieg? Abschluss eines Friedensvertrags? Erfindung der Sachertorte?)
Am naechsten Tag fand dann die grosse Geburtstagsfeier in den Saelen von Philipps, Heinrichs und Anyas Wohnung statt, und ich kann nur eins sagen: so tolerante Nachbarn mag ich auch mal haben, wenn ich gross bin! Die haben erst um halb 5 die Polizei gerufen, und das, obwohl sich in der Wohnung ueber 100 Personen und meterhohe Boxen samt Verstaerker befanden! Wiener haben Nerven wie Stahlseile!
Der naechste Morgen war verstrahlt. Unglaublich verstrahlt. Wir sassen alle voellig benebelt in der immernoch verqualmten Kueche rum, Anna (Philipps aus Athen eingeflogene Schwester) hat ihren Teebeutel mit Kaffee aufgegossen und Heinrich hat Stuss geredet. Aber da war er auch nicht der einzige, muss ich zu seiner Verteidigung sagen ;-)!
Da ist es doch leicht vorstellbar dass ich abends auf nichts mehr Lust hatte als mich wieder in so ein abgefahrenes Nachtzugabteil zu setzen!!! Nur Weicheier brauchen Schlaf!!!
Urspruenglich hatte ich ja vor, direkt vom Bahnhof aus in mein neun-Uhr-Seminar zu gehen (ich gehoere ja schliesslich zu den ganz Harten ;-), aber dann war die Trenitalia doch mal zu was gut und hatte ueber eine Stunde Verspaetung, weshalb ich leider, leider die Veranstaltung verpasst habe- schade aber auch! Ich war nur durch ein Fruehstueck mit den Maedels, Kaffee und importierten Brezeln zu troesten!
Und wer jetzt denkt, dass ich abends friedlich schlummernd in die Federn gefallen bin, der irrt: noch am gleichen Abend haben mich meine Mama, meine beste Schwester von allen, meine Tante und mein Cousinchen durch ihre Anwesenheit beehrt! Die vier Ladies haben mir bis heute morgen einen Kurzbesuch abgestattet, und Valerie, das Cousinchen, hat zum ersten Mal das Meer gesehen ("Oh Mama, guck mal, eine MUSCHEL!!!" "Mama, NOCH eine!!!!" "Mama, da sind STEINE!!!!!!" -> ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie leicht Kinder zu beeindrucken sind; oder vielleicht sollte ich besser sagen, wie schwer wir Erwachsene uns noch von irgendwas begeistern lassen!)
So, ich glaube, ich werd mich jetzt erstmal zu einem kurzen Mittagsschlaefchen hinlegen bevor es heut abend weitergeht. Falls ich in diesem Eintrag irgendwie komisches Zeug geschrieben habe, seht es mir nach und fuehrt es getrost auf ein nicht zu knappes Schlafdefizit zurueck.
Das naechste Mal melde ich mich wieder in zusammenhaengenden Saetzen, versprochen ;-)! Verpennte Umarmung von eurer Judith