Siena ist toll. Ich habe nur manchmal das- eindeutig beklemmende- Gefühl, dass die Stadt nur aus Mauern besteht. Und ich brauche einfach ab und zu Berge und Natur- ich glaube, ich hatte das schon mal erwähnt.
Da der Abruzzi Nationalpark über beides in ausreichendem Maße verfügt, kam mir am Wochenende die Idee, mal wieder auf dem Ökobauernhof vorbeizuschauen, auf dem ich letztes Jahr gearbeitet habe.
Dieser befindet sich 3 Auto- und 8 Trenitalia-Stunden von Siena entfernt in den Bergen an der Grenze von Latium und den Abruzzen, ein kleines Paradies, bestehend aus frischer Luft, Feldern und diversem Viehzeug.
Als ich ankam, befanden sich dort des weiteren 5 Gäste aus Kanada und 3 volunteers, eine aus England und zwei aus Amerika. Zur großen Freude meines Magens wollten die Kanadier gerade unter Beweis stellen dass sie der gehobenen Küche fähig sind- Gott sei Dank hatten sie vorher den Kochkurs bei Maria, der Dame des Hauses, gemacht, sodass das Ergebnis eindeutig positiv ausfiel: gefüllte Paprika und Alukartoffeln. Hmmm!
Danach sind wir erstmal losgezogen in die Berge- endlich! Ich bin ein Berggipfel-Junkie, nichts verleiht mir ein vergleichbares Hochgefühl, außer vielleicht selbstgemachte Pasta!
Den Abend habe ich gemütlich im Wohnzimmer vor dem Kamin verbracht, pseudoeifrig mit Unibuch auf dem Schoß, tatsächlich aber eher mit dem Rösten von Maroni im Feuer beschäftigt. Mit Amerikanerinnen im Rücken kann man eh nicht gescheit lernen, weil die immer jede Aktion ihrer Außenwelt lautstark und mit vor Begeisterung überkieksender Stimme kommentieren: "Oh dear, the chestnuts look WONDERFUL!", "What a LOVELY apron, Maria!", "The dinner was simply DELICIOUS!!!!" - ich hatte schon Angst dass sie vor lauter Superlativen eine TERRIBLE heart attack erleiden! Aber goldig waren sie trotzdem, wirklich.
Deshalb hab ich mich auch echt gefreut dass sie mitgekommen sind zum nächsten Ausflug, besser gesagt, zu einem MOST EXCITING adventure: ein Ausritt! Ich uff`m Gaul, das gab`s noch nie! Sobald Hannah mir die Fotos geschickt hat stell ich sie hier rein! Also auf alle Fälle sind wir, das sind Hannah (die Engländerin), Vanessa und Sophia (die Amerikanerinnen), ein Mädel vom Pferdehof und ich frühmorgens losgeritten. Hat auch erstmal erstaunlich gut geklappt- bis wir an einen Fluss kamen. Die anderen Pferde sind da auch ohne zu meckern zielstrebig durchmarschiert, nur meins nicht. Blieb entspannt am Ufer stehen und hat erstmal angefangen zu fressen.
Ich: "Ähem.... könntest du wohl bitte weitergehen?"
Pferd: frisst.
Ich: "Do you speak English?"
Pferd: keine Reaktion.
Ich: "Forza, muoviti!!!"
Pferd: frisst weiter.
An diesem Punkt weist mich das Mädchen vom Reiterhof, das sich am jenseitigen Ufer schlapplacht, freundlicherweise darauf hin dass ich dem Tier sachte, aber bestimmt die Füße gegen die Seite hauen soll damit es sich bewegt. Danke auch, hätte sie ja mal was früher sagen können!
Nur, dass das Pferd das wohl irgendwie als allgemeine Aufforderung zum Austicken aufgefasst hat, denn auf einmal erwacht es aus seiner Ufermeditation, prescht durchs Wasser und hat es von diesem Zeitpunkt ab plötzlich insgesamt sehr eilig. Aber mithilfe von sanftem Rupfen am Zügel und gutem Zureden meinerseits (wir, das Pferd und ich, haben uns auf Italienisch geeinigt) kriegt es sich wieder ein und trottet brav mit mir auf (!) dem Rücken wieder zurück. Ich bin begeistert vom Ausritt- what an AMAZING experience!
Nach einem abschließenden Bergausflug heißt es Abschied nehmen von unserer kleinen Farm- ich habe Muskelkater, fühle mich aber ausgeglichen und luschtig wie ein Schneekönig und bin bereit für die Rückkehr in mein senesisches Mauerlabyrinth. Akku wieder geladen.
Den geladenen Akku habe ich dann aber gestern Abend schon wieder teilweise entladen, und zwar beim (geglückten) Versuch, gegen die Wochenanfangsdepression in einer Salsabar anzutanzen. Clara und José, seines Zeichens begnadeter Salsatänzer, waren mit von der Partie, aber die mussten ja auch nicht heute Morgen um halb acht raus weil sie Uni hatten... ich hingegen schon, und so fand ich mich um neun vor einer verschlossenen Tür wieder, an der ein Zettel hing der uns davon in Kenntnis setzte dass der Kurs erst um zehn anfängt. Da kommt Freude auf im verpennten Studentenhirn! Und das beste kommt erst noch: der Grund hierfür war nicht etwa ein guter, wie etwa: Dozent muss Vortrag halten, oder auch: Dozent muss dringend eine Sprechstunde zwischenschalten, NEIN, der Grund war einfach nur, wie uns der Dozent dann mitteilte, dass er es nicht schafft so früh aufzustehen!!!! Ach was, na da kenn ich noch jemanden!!!! Manchmal ist Italien echt witzig....
ich geh jetzt mal lernen. Hab am Donnerstag wieder eine Prüfung. Hm, vielleicht leg ich mich auch erst noch mal kurz hin... nur ein halbes Stündchen.... ;-)
es umarmt euch eure verpennte Judith
Da der Abruzzi Nationalpark über beides in ausreichendem Maße verfügt, kam mir am Wochenende die Idee, mal wieder auf dem Ökobauernhof vorbeizuschauen, auf dem ich letztes Jahr gearbeitet habe.
Dieser befindet sich 3 Auto- und 8 Trenitalia-Stunden von Siena entfernt in den Bergen an der Grenze von Latium und den Abruzzen, ein kleines Paradies, bestehend aus frischer Luft, Feldern und diversem Viehzeug.
Als ich ankam, befanden sich dort des weiteren 5 Gäste aus Kanada und 3 volunteers, eine aus England und zwei aus Amerika. Zur großen Freude meines Magens wollten die Kanadier gerade unter Beweis stellen dass sie der gehobenen Küche fähig sind- Gott sei Dank hatten sie vorher den Kochkurs bei Maria, der Dame des Hauses, gemacht, sodass das Ergebnis eindeutig positiv ausfiel: gefüllte Paprika und Alukartoffeln. Hmmm!
Danach sind wir erstmal losgezogen in die Berge- endlich! Ich bin ein Berggipfel-Junkie, nichts verleiht mir ein vergleichbares Hochgefühl, außer vielleicht selbstgemachte Pasta!
Den Abend habe ich gemütlich im Wohnzimmer vor dem Kamin verbracht, pseudoeifrig mit Unibuch auf dem Schoß, tatsächlich aber eher mit dem Rösten von Maroni im Feuer beschäftigt. Mit Amerikanerinnen im Rücken kann man eh nicht gescheit lernen, weil die immer jede Aktion ihrer Außenwelt lautstark und mit vor Begeisterung überkieksender Stimme kommentieren: "Oh dear, the chestnuts look WONDERFUL!", "What a LOVELY apron, Maria!", "The dinner was simply DELICIOUS!!!!" - ich hatte schon Angst dass sie vor lauter Superlativen eine TERRIBLE heart attack erleiden! Aber goldig waren sie trotzdem, wirklich.
Deshalb hab ich mich auch echt gefreut dass sie mitgekommen sind zum nächsten Ausflug, besser gesagt, zu einem MOST EXCITING adventure: ein Ausritt! Ich uff`m Gaul, das gab`s noch nie! Sobald Hannah mir die Fotos geschickt hat stell ich sie hier rein! Also auf alle Fälle sind wir, das sind Hannah (die Engländerin), Vanessa und Sophia (die Amerikanerinnen), ein Mädel vom Pferdehof und ich frühmorgens losgeritten. Hat auch erstmal erstaunlich gut geklappt- bis wir an einen Fluss kamen. Die anderen Pferde sind da auch ohne zu meckern zielstrebig durchmarschiert, nur meins nicht. Blieb entspannt am Ufer stehen und hat erstmal angefangen zu fressen.
Ich: "Ähem.... könntest du wohl bitte weitergehen?"
Pferd: frisst.
Ich: "Do you speak English?"
Pferd: keine Reaktion.
Ich: "Forza, muoviti!!!"
Pferd: frisst weiter.
An diesem Punkt weist mich das Mädchen vom Reiterhof, das sich am jenseitigen Ufer schlapplacht, freundlicherweise darauf hin dass ich dem Tier sachte, aber bestimmt die Füße gegen die Seite hauen soll damit es sich bewegt. Danke auch, hätte sie ja mal was früher sagen können!
Nur, dass das Pferd das wohl irgendwie als allgemeine Aufforderung zum Austicken aufgefasst hat, denn auf einmal erwacht es aus seiner Ufermeditation, prescht durchs Wasser und hat es von diesem Zeitpunkt ab plötzlich insgesamt sehr eilig. Aber mithilfe von sanftem Rupfen am Zügel und gutem Zureden meinerseits (wir, das Pferd und ich, haben uns auf Italienisch geeinigt) kriegt es sich wieder ein und trottet brav mit mir auf (!) dem Rücken wieder zurück. Ich bin begeistert vom Ausritt- what an AMAZING experience!
Nach einem abschließenden Bergausflug heißt es Abschied nehmen von unserer kleinen Farm- ich habe Muskelkater, fühle mich aber ausgeglichen und luschtig wie ein Schneekönig und bin bereit für die Rückkehr in mein senesisches Mauerlabyrinth. Akku wieder geladen.
Den geladenen Akku habe ich dann aber gestern Abend schon wieder teilweise entladen, und zwar beim (geglückten) Versuch, gegen die Wochenanfangsdepression in einer Salsabar anzutanzen. Clara und José, seines Zeichens begnadeter Salsatänzer, waren mit von der Partie, aber die mussten ja auch nicht heute Morgen um halb acht raus weil sie Uni hatten... ich hingegen schon, und so fand ich mich um neun vor einer verschlossenen Tür wieder, an der ein Zettel hing der uns davon in Kenntnis setzte dass der Kurs erst um zehn anfängt. Da kommt Freude auf im verpennten Studentenhirn! Und das beste kommt erst noch: der Grund hierfür war nicht etwa ein guter, wie etwa: Dozent muss Vortrag halten, oder auch: Dozent muss dringend eine Sprechstunde zwischenschalten, NEIN, der Grund war einfach nur, wie uns der Dozent dann mitteilte, dass er es nicht schafft so früh aufzustehen!!!! Ach was, na da kenn ich noch jemanden!!!! Manchmal ist Italien echt witzig....
ich geh jetzt mal lernen. Hab am Donnerstag wieder eine Prüfung. Hm, vielleicht leg ich mich auch erst noch mal kurz hin... nur ein halbes Stündchen.... ;-)
es umarmt euch eure verpennte Judith